Die wohl am häufigsten gezüchtete
und in Terrarien gehalten Farbmutation ist die amelanistische
(Albino) Farbform. Obwohl man vermuten könnte das es sich dabei
um reinweiße Tiere handelt, ist dies nicht so. Lediglich die
Bildung des schwarzen Pigments Melanin ist gestört und so sehen
die Tiere eher rot oder gelb-weiß aus, bzw. eine Mischung aus
diesen Farben.
Alle amelanistischen Tiere haben rote Augen. Die Wahrscheinlichkeit
bei der Zucht von Boas ein amelanistisches Tier zu erhalten
wird mit ca. 1:10000 bis 1:40000 beziffert.
Zu beachten ist, wenn man sich amelanistische Boas zulegen
will, dass es 3 verschiedene Blutlinien gibt. Hier sollen aber nur
die zwei "wichtigsten" weil einigermaßen erschwinglich
genannt werden. Als 1. die sogenannte
"Original Strain", bei denen es Tiere gibt die im Alter oft
einheitlich gelb werden, dieses Defizit wurde von Pete Kahl durch
gezielte Zucht behoben und 2. die "Brian Sharp Strain",
die in jedem Fall ihre spektakuläre
gelb-orange Zeichnung behalten, was sich natürlich auch im Preis
wiederspiegelt, wobei ein "Sharp Strain Tier"
höher anzusetzen ist als ein "Original Strain Tier"
.
Unbedingt zu beachten ist, dass diese beiden Blutlinien
zueinander nicht allel sind.
Das heisst dass für den Amelanismus zwei verschiedene Ursachen zu Grunde liegen.
Verpaart man diese beiden Blutlinien miteinander, so erhält man
leider nur wildfarbene Nachkommen. Wir werden dieses Jahr versuchen mit 2.2, 100%
heterozygoten Tieren die wohl ersten "Sharp Strain
Albinos" in Deutschland nachzuzüchten. Bei der Verpaarung von 100
% heterozygoten Tieren kommen 25 % homozygote amelanistische , 25
% homozygote naturfarbene und 50% heterozygote naturfarbene Tiere
zur Welt.
Das punnettsche
Quadrat
Beim punnettschen Quadrat
werden die Gene von Mutter und Vater in einer Tabelle eingetragen
und miteinander multipliziert. Am (mathematischen) Ergebnis kann
man das anteilsmäßige Verhältnis ablesen.
Unten aufgeführt Beispiele anhand amelanistischer (Albino) Tiere.
Vater
|
Mutter
A
|
a
|
A
|
AA
|
Aa
|
a
|
aA
|
aa
|
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Beispiel 1:
Mutter spalterbig Aa x Vater spalterbig Aa
Ergebnis:
1 AA = homozygote
naturfarbene Tiere (25%)
2 Aa = heterozygote naturfarbene Tiere (50%)
1 aa = homozygote amelanistische Tiere (25%)
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Vater
|
Mutter
a
|
a
|
A
|
Aa
|
Aa
|
a
|
aa
|
aa
|
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Beispiel 2:
Mutter amelanistisch aa x Vater spalterbig Aa
Ergebnis:
2 AA = heterozygote
naturfarbene Tiere (50%)
2 aa = homozygote amelanistische Tiere (50%)
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Vater
|
Mutter
a
|
a
|
A
|
Aa
|
Aa
|
A
|
Aa
|
Aa
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Beispiel 3:
Mutter amelanistisch aa x Vater naturfarben AA
Ergebnis:
4 Aa = hetrozygote
naturfarbene Tiere (100%)
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Pro und Contra der Farbzucht
bei Riesenschlangen
Es
gibt sicherlich viele Menschen die denken es sei verwerflich
„Wildtiere“ wie Riesenschlangen,
durch gezielte Verpaarung so zu verändern, daß sie in der freien
Wildbahn nicht mehr überlebensfähig wären. Eine amelanistische Boa
(Albino) z.B. hat es sicher schwerer ihren Fressfeinden verborgen zu
bleiben als ein genetisch „normales“ Tier, niemand wird jedoch eine
Albinoboa auswildern wollen. Um die gewünschten Farbmutationen zu erzielen
ist es meist nicht möglich unterartenrein zu verpaaren (ausgenommen
Mutationen die auch in der Natur vorkommen wie z.B. Anerythrismus bei Boa.
c. longicauda usw.) . Man „verwendet“ jedoch
zur Farbzucht meist keine Tiere mit Gebietsangaben oder reinrassige
Unterarten sondern bereits hybridisierte Tiere die meiner Meinung nach
ihre Daseinsberechtigung haben, da sie oft sehr anpassungsfähig und
unkompliziert sind. Wir halten und züchten auch reinrassige Tiere der
Imperator-Gruppe zum Beispiel, welche natürlich nur unterartenrein
verpaart werden. Das diese wunderbaren Tiere „unverfälscht“ ohne
Gendefekte erhalten werden müssen steht außer Frage, aber das Eine
schließt das Andere nicht aus. Man kann sich natürlich über dieses Thema
seine eigene Meinung bilden, aber es ist doch so, dass die Farbzucht eine
Bereicherung und Ergänzung unseres schönen Hobbys ist.
Und ehrlich wer würde gerne auf den Goldfisch
im Teich verzichten wollen.
S & F
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